Jedes Jahr ist es wieder so weit: Süßigkeiten werden verteilt, Kostüme angezogen, Partys gefeiert und der Grusel ausgiebig zelebriert. Und jedes Jahr stehen viele Christen vor der gleichen Frage: Sollen wir als Christen Halloween feiern? Für diejenigen, die sich ein wenig mit dem Hexerei-Hintergrund des Festes auskennen, kann diese Frage zu einem tiefen Gewissenskonflikt werden. Die vorliegenden Überlegungen wollen in dieser Situation eine Hilfe sein. Ausgehend von einer biblischen Untersuchung möchte ich einige konkrete Schlussfolgerungen ziehen.
Damals in Korinth…
Im ersten Korintherbrief, Kapitel 10, wird der Apostel Paulus mit der Frage konfrontiert, ob es für Christen richtig sei, Fleisch vom Markt zu essen. Hinter dieser einfachen und für uns – ehrlich gesagt banalen Frage verbergen sich wichtige Lektionen. In der Antike war Fleisch kein alltägliches
Nahrungsmittel. Es kam vor allem aus den Tempeln. Dort wurden den Göttern Tiere geopfert, und der Rest des Fleisches (das, was die Götter nicht essen wollten) wurde dann auf den Märkten verkauft. Daraus folgt, dass alles Fleisch, das man auf dem Markt kaufen konnte, zuvor geopfert
worden war – Fleisch, das aus einem Kult stammte. Daher ist die Frage der frühen Christen verständlich: Unterstützt man mit dem Verzehr dieses Fleisches nicht indirekt einen Kult (indem man mit dem Kauf das Wirtschaftssystem des Tempels unterstützt)? Schlimmer noch: ist es nicht
eine Teilnahme an einem Götzenkult (indem man Fleisch isst, das in seiner Ehre geweiht wurde)? Macht man sich als Christ damit nicht vor Gott strafbar? In Korinth trug diese Frage zur Spaltung der Gemeinde bei. Während die einen meinten, Christen sei alles erlaubt, meinten die anderen, wahre Christen dürften mit Götzendienst nichts zu tun haben. Klingt das vertraut?
Das sagt der Apostel dazu:
Wenn ein Christ solches Fleisch auf dem Markt gekauft hat, dann darf er es ohne weiteres essen (V. 25). Wenn ein Christ bei jemandem zu Gast ist, z.B. zu einer Feier, und er bekommt Fleisch, das vorher Götzen geopfert wurde, dann darf er davon essen (V. 27). Warum darf
er das? Zwei Antworten des Apostels: Die Erde und alles, was darin ist (damals Fleisch, heute Süßigkeiten oder Kleiderstoffe), gehört dem Herrn (V. 26). Wem auch immer das Fleisch geweiht wurde, es wird durch das Gebet eines Christen heilig (V. 30). Eine Ausnahme macht der Apostel. Wenn
beim Essen der Gastgeber oder sonst jemand den Christen darauf hinweist, dass das Fleisch als Opfer dargebracht wurde (V. 28), dann soll er nicht mehr davon essen. Wie ist das zu verstehen? Unabhängig davon, wer den Hinweis gibt, weist die Bemerkung darauf hin, dass der Verzehr des
Fleisches für die anderen Gäste am Tisch einen religiösen Hintergrund hat und das Mitessen nun bedeuten würde, dass der Christ den Götzenkult bestätigt bzw. unterstützt. In einem solchen Fall sagt Paulus, dass auf das Fleisch verzichtet werden soll – wobei Paulus darauf hinweist, dass es bei
der Entscheidung nicht um das Gewissen des Christen geht (er weiß ja, dass alles Fleisch und alles, was in der Welt ist, von Gott kommt und dass alles – auch die Götzen – durch das Gebet geheiligt wird). Vielmehr geht es beim Nicht-Essen um das Gewissen der anderen: Wer einen Götzen anbetet,
soll in seinem Glauben an den wahren Gott nicht dadurch „geschwächt“ werden, dass der Christ ihn in seinem Götzendienst bestärkt.
Halloween – Bedienungsanleitung!
Was können wir daraus über Halloween lernen?
Alles gehört dem Herrn: Auch wenn wir als Christen mit den möglichen Hintergründen des Halloween-Festes nicht einverstanden sind (wie damals mit dem Opfern von Fleisch), sollte uns das nicht davon abhalten, die „Produkte“ des Festes zu genießen. Mit den Süßigkeiten genießen wir die
geschmackliche Vielfalt dessen, was Gott uns in seiner Welt geschenkt hat; mit den Verkleidungen und Dekorationen feiern wir seine Gabe der Kreativität – ja, all das gehört Gott und wurde zu unserer Freude geschaffen. Genießen heißt aber, es in seinem Sinne zu gebrauchen: Bei „Süßes oder Saures“ wäre es für Christen verständlich, dies nicht zu tun, denn warum sollten wir Menschen Ärger machen, wenn sie uns nicht das geben, was wir uns wünschen? Ist es Nächstenliebe? Warum sollten wir Gottes Kreativität nutzen, um anderen Angst und Schrecken einzujagen? Ist das Nächstenliebe? Hier müssen wir uns an die Worte des Apostels am Anfang des Abschnitts erinnern: „Alles ist uns erlaubt, aber nicht alles ist nützlich. Alles ist erlaubt!« Aber nicht alles baut die Menschen um uns auf! (1 Kor 10,23)
Keine Angst vor okkulten Einflüssen!
Zu keinem Zeitpunkt sollte der Christ in die Angst verfallen, dass er, sie oder ihre Kinder durch die Teilnahme an Halloween negativen Einflüssen ausgesetzt sein könnten. In Korinth weist Paulus ausdrücklich auf die Wirkung des Gebets hin, das alles heiligt, und früher im Brief erklärt er, dass die Kinder durch den Glauben ihrer Eltern geheiligt werden (1. Korinther 7). Der Apostel weist vielmehr auf etwas anderes hin: Es ist nicht die (mögliche) Unreinheit der Welt, die den Christen „befleckt“, sondern im Gegenteil die Heiligkeit des Christen, die alles andere „befleckt“. Wir bleiben geschützt!
Den expliziten Kult meiden: Paulus weist uns auf eine Ausnahme hin – sollten wir mit Menschen in Kontakt kommen, die Halloween bewusst und als Kult feiern und uns explizit dazu einladen oder daran teilnehmen lassen wollen, sollte unsere Antwort ein Nein sein. Wir können und sollen in solchen Situationen auf unseren Glauben hinweisen und die Menschen auf den Gott hinweisen, der über allem steht. Bei all dem müssen wir uns immer wieder an die Worte Jesu erinnern. In Johannes 17,15ff macht uns Jesus deutlich, dass wir als Christen nicht aus der Welt sind, sondern dass er uns bewusst in der Welt lässt. In vielen Fragen des christlichen Alltags – und hier besonders an Halloween – neigen wir als Christen dazu, uns zurückzuhalten, uns zu verweigern oder gar zu boykottieren, aber damit fallen wir auf die falsche Seite des Pferdes – Jesus will, dass wir bewusst in dieser Welt sind, mit all ihren Freuden und Tränen, ihren guten und schlechten Seiten. Und nur weil wir ganz in dieser Welt sind, können wir unser Licht leuchten lassen, das immer wieder zeigt, dass es mehr gibt als diese Welt. So weisen wir auf das Licht des Himmels – auf unseren wahren Ursprung. Wir sind nicht von dieser Welt. Jesus wusste, dass das eine ohne das andere nicht möglich ist. Genau das gilt auch für Halloween –
es gibt keine Möglichkeit, auf das Licht Christi hinzuweisen, wenn wir uns nicht daran beteiligen.