Das Interview wurde geführt von Miriam Kehr.
Wir als Kirche am Start, beschäftigen uns in unserer neuen Predigtreihe „Gott ganz nah“ mit dem Thema Gemeinschaft im Hinblick auf Ostern, wir stellen uns die Frage, wie sieht der große Kontext von Ostern aus. Hierzu haben wir unseren Pastor Lionel Bendobal zum Thema „Beginn der Gemeinschaft“ interviewt. Dieses Interview kannst du sowohl als Video anschauen, als auch als Audio-Podcast anhören, viel Spaß dabei!
1. Frage: Wie hat es sich wohl für die zurückgekommenen Israeliten angefühlt, wieder in der Heimat zu sein?
Erst mal ist es wichtig zu erwähnen, dass nicht alle Israeliten nach Jerusalem zurückgekehrt sind, denn es gab einige im Volk, die das Leben im Exil besser fanden und deshalb keinen Grund sahen, zurückzukehren. Diejenigen, die aber zurückkehrten, bauten erneut einen Tempel für Gott. Allerdings war dieser nicht so schön und prachtvoll wie der erste und auch Gottes Gegenwart zog nicht ein. Man hatte also den Eindruck, Gott sei gar nicht präsent und so war besonders die ältere Generation, die den ersten Tempel kannte, sehr traurig. Wir lesen sogar davon, dass sie weinten. Man kann sich also vorstellen, dass die Gefühle der zurückgekehrten Israeliten sehr gemischt waren. Eins jedoch weckte diese Zeit, in der Gott scheinbar abwesend war: Sie weckte eine Sehnsucht im Volk. In dieser Zwischenzeit entstand eine Sehnsucht nach jemanden, der kommen wird und für bessere Zeiten sorgen wird. Man fing an, sich nach jemanden zu sehen, der Gottes Handeln wieder unter dem Volk lebendig macht. Diesen nannte man: „Messia“!
2. Frage: Warum lässt uns Gott warten?
Das Warten kann für gute Gemeinschaft sehr produktiv sein, weil sie das Potenzial hat, Sehnsucht zu wecken. Auch in unseren alltäglichen Beziehungen merkt man manchmal erst, wenn der Partner weg ist, was man an ihm hat. Manchmal weckt ein gewisser Abstand eine Sehnsucht oder den Wunsch, den anderen wieder nah bei sich zu haben. Im „Warten“ also kommen unsere tiefsten Sehnsüchte an die Oberfläche. Die Frage lautet also: Wonach sehnen wir uns wirklich? Gemeinschaft kann erst richtig gelingen, wenn alle Parteien sich danach sehnen und sie wertschätzen. Gemeinschaft mit Gott bedeutet somit nicht nur, dass Gott sich nach uns sehnt, sondern auch, dass wir uns nach ihm sehnen.
3. Frage: Was können wir davon lernen, dass Gott selbst, in der Person Jesu, zu uns kommt?
Viele Jahre lang wurde dem Volk beigebracht, dass Gott im Tempel zu finden ist, und dann bauten sie einen Tempel in den Gottes Gegenwart aber nicht einzog. König Herodes erweiterte diesen Tempel zu einem riesigen Gebäude und dennoch kam Gott nicht. Doch dann, eines Tages, steht ein jüdischer Lehrer vor diesem Tempel und behauptet, er könne den gesamten Tempel in drei Tagen wieder aufbauen, würde man ihn zerstören. Dieser Lehrer war Jesus von Nazareth und seine Schüler erklären uns, dass sein Leib mit dem neuen Tempel gemeint ist (siehe die Bibel, Johannes 2,19-20). Damit macht er deutlich, dass Gottes Gemeinschaft nicht mehr an einem bestimmten Ort zu finden ist, sondern nun in seiner Person lebt. Und nicht nur das, er zieht sogar in uns ein, sodass wir zu einem Tempel Gottes werden und rund um die Uhr mit Gott zusammen sein können. Wir müssen also nicht mehr pilgern, sondern wir können Gemeinschaft mit Gott immer und überall haben – und das alles nur durch die Person Jesus Christus. Wo du bist, dort ist Gott. Du bist also ein mobiler Tempel für die Welt. Das ist dein Auftrag: Jesus in dein Umfeld, in deine Nachbarschaft zu bringen.