Ein Interview von Miriam Kehr
Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie“
1. Mose 1, 27
Wir, als Kirche am Start, beschäftigen uns in unserer neuen Predigtreihe „Gott ganz nah“ mit dem Thema Gemeinschaft im Hinblick auf Ostern. Wir stellen uns die Frage, wie sieht der große Kontext von Ostern aus. Hierzu haben wir unseren Pastor Lionel Bendobal zum Thema „Beginn der Gemeinschaft“ interviewt. Diese Interview kannst du sowohl als Video anschauen, als auch als Audio-Podcast anhören, viel Spaß dabei!
1. Frage: Was macht die anfängliche Gemeinschaft im Garten so besonders?
Antwort: Am Anfang der Bibel lesen wir davon, dass Gott die Menschen nach seinem Ebenbild schuf. Erstaunlicherweise ist das Ergebnis nicht ein Wesen, das Gottes Eigenschaften besitzt, sondern zwei sich ergänzende Wesen, die seine Eigenschaften teilen. Dass Gottes Wesen nur durch Wesen, die in Beziehung zueinander stehen, abgebildet werden kann, zeigt uns, dass Gemeinschaft im Kern seines Wesens steht!
Er schuf Menschen nach seinem Ebenbild und stellte sie in einen Garten . Im alten Orient, wo Leute eher an trockene Landschaften gewohnt waren, symbolisierte ein Garten vielmehr als eine Grünfläche – es ging um einen heiligen Ort, ein Ort, wovon Leben in Fülle fließt: ein Raum der Gegenwart Gottes.[1] Man könnte also den Garten auch als einen Tempel sehen – ein Ort, an dem Gott präsent ist. Gott erschuf also den Menschen und lädt ihn zur Gemeinschaft mit ihm ein!
Wenn die Bibel recht hat, dann sucht Gott keine Gemeinschaft, weil er es braucht – er ist in sich bereits Gemeinschaft. Die Frage ist warum dann? Ich glaube, dass Gott Menschen aber zur Gemeinschaft einlädt, weil er ihnen beibringen möchte, wie Gemeinschaft funktioniert. Gott ist ein Gemeinschaftsexperte und sein Wunsch ist es, dass auch wir Menschen gute Gemeinschaft miteinander haben, zu der er uns erschaffen hat.
2. Warum zerbrach die Gemeinschaft im Garten?
Antwort: Wenn wir die Geschichte weiterverfolgen, dann lesen wir, dass diese anfängliche Beziehung zerbricht. Ein „Chaoswesen“ tritt auf: die Schlange. Sie überzeugt den Menschen, dass er Gott nicht braucht, um zu erkennen, was gut für ihr Miteinander ist und was nicht . Die Menschen haben also keine Lust mehr auf das „Gemeinschaftstrainingscamp“, sondern sie sind überzeugt davon, dass sie es unabhängig von Gott schaffen können. Sie entscheiden sich Gemeinschaft nicht mehr von Gott zu lernen und somit fängt die Abwärtsspirale an. Sie fangen an, sich voreinander zu schämen und nicht mehr ehrlich miteinander umzugehen. Schon in der nächsten Generation können wir lesen, wie die Gemeinschaft immer weiter bergab geht, sogar soweit, dass ein Bruder, den anderen umbringt (die Geschichte von Kain und Abel). Diesen chaotischen Zustand in zwischenmenschlichen Beziehungen erkennen wir bis heute: Familienkonflikte, Vertrauensbrüche, Hass, Menschenmissbrauch, Ausbeutung und Kriege. Menschen scheinen keine Experten darin zu sein, gute und ehrliche Gemeinschaft aufzubauen und zu erhalten.
3. Wie können wir heute wieder zurück ins Trainingscamp kommen?
Antwort: Wir sollten uns bewusst machen, dass hinter unseren Konflikten in zwischenmenschlichen Beziehungen, auch oft Konflikte in unserer Gottesbeziehung stecken. So sollten wir unsere Beziehungen, mindestens als Dreiecksbeziehung verstehen: ich, mein Gegenüber und Gott als der Mittelpunkt. Gesundes Miteinander fordert von uns nicht perfekt zu sein, oder zu versuchen, den anderen perfekt zu machen, sondern sie sind das Ergebnis einer gesunden Beziehung mit Gott.
Ganz konkret also: Du kannst zum Beispiel eine Liste mit Beziehungen, die Konfliktpotential haben, erstellen und anfangen mit diesen Namen zu Gott ins Gebet zu gehen und anzuerkennen, dass du das Trainingscamp bei Gott brauchst.
[1] Siehe, Walton, John H., Die verlorene Welt von Adam und Eva. Genesis 2-3 und die Debatte über die menschlichen Ursprünge, S. 116.