„Doch er war barmherzig, er vergab ihre Schuld und tötete sie nicht. Immer wieder hielt er seinen Zorn zurück und ließ seinem Unwillen keinen freien Lauf. Er dachte daran, dass sie Menschen aus Fleisch und Blut sind – ein Windhauch, der kurz aufkommt und nicht mehr wiederkehrt. Doch wie oft lehnten sie sich in der Wüste gegen ihn auf und bereiteten ihm Kummer dort in der Steppe! Wieder und wieder stellten sie ihn auf die Probe und beleidigten ihn, den heiligen Gott Israels. Sie dachten nicht mehr daran, wie er mit starker Hand eingegriffen und sie aus der Gewalt ihrer Unterdrücker befreit hatte. Damals vollbrachte er Zeichen und Wunder in Ägypten, im Gebiet der Stadt Zoan.“
Hier befinden wir uns mitten in der Geschichte, die das von Gott geliebte Volk Israel mit ihm in der Wüste erlebte, nachdem es aus Ägypten befreit wurde. Wir können die Geschichte in den ersten Büchern der Bibel eingehend studieren – und wir werden feststellen, dass die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk keine einfache war. Dem war aber nicht so, weil Gott ein schwieriger Gott ist, mit dem man nur schwer zurecht kam, sondern weil das Volk sich ständig gegen Gott stellte. Wir lesen hier davon, dass Gott immer und immer wieder Geduld und Barmherzigkeit walten ließ, anstatt dem Volk in angemessener Weise zu begegnen. Eigentlich hätten sie es verdient gehabt, dass er sich von ihnen abwendet, ja ihnen sogar Strafe auferlegt. Doch Gott reagiert als ein Liebender, der bereit ist die Fehler seines Volkes willentlich zu ertragen. Wenn wir an unser eigenes Leben denken, dann kennen wir dieses Gefühl, wenn uns jene, die wir am meisten lieben, enttäuschen. Es tut furchtbar weh diese Enttäuschung zu erleben und es fällt uns schwer sie ohne „Wiedergutmachung“ zu ertragen.
Doch Gott gibt uns hier einen Hinweis darauf, wie er mit diesem Gefühlt umgeht. Und in Jesus am Kreuz sehen wir Gott, der sogar willentlich alle Enttäuschung, ja alle Fehler der Welt auf sich nimmt und ihre Konsequenz trägt. Auch unsere Fehler, unseren Egoismus und all unsere Missgeschicke trug er dort. Wenn wir diese Tat der Liebe, dieses Ertragen unserer Fehler vor Augen haben, dann wird uns das einerseits beruhigen und Frieden schenken, aber darüber hinaus können wir auch gnädiger werden mit unseren Mitmenschen, die genauso fehlerhaft sind, wie wir selbst.
Unser gnädiger Gott – du erträgst uns so oft, obwohl wir ständig Fehler machen. Wie dein Volk Israel damals in der Wüste enttäuschen wir dich immer wieder. Doch du bist so geduldig mit uns und begegnest uns in deiner Liebe. Wir sind dir so dankbar dafür. Bitte führe uns das immer wieder vor Augen und hilf uns dadurch auch unsere Mitmenschen mit deiner Liebe und nicht in Lieblosigkeit zu begegnen, wenn sie Fehler machen. Wir danken dir, denn du bist unser liebender Vater.
Amen