Zum Text des nizänischen Glaubensbekenntnis
da möchte ich nicht dabei sein, weder als Lebender, noch als Toter. „Richten“ – in diesem Wort konnte ich lange nichts Positives entdecken. Bis zu einem Seminar während meines Geschichtsstudiums zur Gerichtsbarkeit im Mittelalter.
Bei Gerichtsprozessen wurde nicht unbedingt versucht den tatsächlichen Tathergang mit Zeugen zu rekonstruieren, sondern im Zentrum stand die Frage: Was muss passieren, damit die Gemeinschaft wieder funktioniert, damit Opfer und Täter sagen können: „Jetzt kann ich wieder zurückkehren in unser kleines Dorf und mich zur Gemeinschaft dazugehörig fühlen.“
Seit diesem Zeitpunkt denke ich anders über das Wiederkommen Jesu. An die Stelle des Jesu, der mit der Leichtigkeit eines perfekten Gottes mit dem Finger auf jeden Menschen zeigt und „Hölle“ oder „Himmel“ ruft denke ich einen Jesus, der sich zu mir setzt: „Ich möchte dich in mein Reich führen. Dort wird auch eine Schülerin sein, die sich von dir ungerecht behandelt gefühlt hat. Und dort ist ein Mann, der dich manchmal verletzt hat. Ich liebe euch alle drei und ihr sollt euch in meiner Gemeinschaft dazugehörig fühlen.“ Manchmal wird es mit einer Entschuldigung getan sein, aber ja, manchmal wird es auch mehr brauchen. Zumindest ich kenne das Gefühl, etwas verbrochen zu haben und insgeheim auf eine Bestrafung zu hoffen. Nicht, weil ich Bestrafungen mag, sondern weil es mir hilft meine Schuldgefühle abzulegen, in Gottes Reich zu kommen und zu sagen „Hier zu deiner Gemeinschaft fühle ich mich dazugehörig.“
GEBET
Mein Richter, Jesus. Verleihe mir den Mut dort aktiv zu werden, wo ich schon heute Gemeinschaft wiederherstellen kann. Wo mich Verletzung und Schuld nicht loslässt, lass mich zur Ruhe kommen. Du wirst mein perfekter Richter sein, weder zu hart, noch zu weich im Urteil. Und so möchte ich keine Angst haben vor deinem Richten, sondern mich darauf freuen, dass ich dann ganz fest wissen werde: „Ich bin richtig in deiner Gemeinschaft.“
Amen!