Der Stadtteil an den Eichen in der schönen Stadt Offenbach ist ein Besonderer. Er ist ganz neu und hat doch eine lange Geschichte: Bevor schicke Mehrfamilienwohnhäuser und Reihenhäuser errichtet wurden, befand sich hier das „Ghetto“ von Offenbach, das auch über die Stadtgrenzen hinaus traurige Berühmtheit erlangte. Menschen am Rand der Gesellschaft oder aus prekären Verhältnissen lebten dort abgeschnitten vom Rest der Stadt jenseits der Bahnschienen. Der Staat entschied sich Ende der 90iger dazu, dem ganzen ein Ende zu bereiten, und verteilte die Bewohner überall in der Stadt. Die „Lohwald-Siedlung“ wurde kurzerhand platt gemacht und als Neubaugebiet erschlossen.
Mittlerweile sind dort viele Häuser errichtet wurden und ein ganz neuer Stadtteil ist entstanden. Bisher gibt es dort vor allem Wohnhäuser, wenig Einzelhandel und – keine Kirche.
Viele Menschen nutzten die Möglichkeit sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen – so auch Familie Thiessen. Als engagierte Christen war für Thiessens klar, dass dies der Ort ist, wo Gott sie hingestellt hat und der Wunsch für die Nachbarschaft da zu sein war groß. So beginnt die Familie über die Jahre Beziehungen zu ihren Nachbarn und zu Menschen kreuz und quer im Stadtteil zu knüpfen. Schnell spricht sich herum, dass Esther immer ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte – und einen Kaffee hat. Als ausgebildete Krankenhausseelsorgerin hat sie Erfahrung damit. Gerne nutzt sie die Gespräche, um von ihrem Glauben zu erzählen. Der Wunsch Kirche in der Nachbarschaft zu leben wird bei der Familie schnell größer.
Wenn sich Dinge zusammenfügen…
Mit Lionel ist Familie Thiessen schon länger im Gespräch über das Prinzip Hauskirche. Doch erst der vermittelte Kontakt mit Familie Gutmann aus dem Nachbarstadtteil Bürgel, gibt den Anstoß. Es entsteht eine Hauskirche mit zwei Standtorten: Die Hauskirche Heckenpfad und die Hauskirche Jahnstraße mit einem gemeinsamen Leitungsteam aus Thiessens und Gutmanns.
Das Team macht sich Gedanken, wie man die bestehenden Beziehungen nutzen kann, um Menschen zur Hauskirche einzuladen. Die Idee, die Weihnachtszeit zu nutzen, da Menschen hier generell offener für Spiritualität sind, erweist sich als ideal. Von November bis Dezember werden alle Treffen der Hauskirche genutzt, um Nachbarn einzuladen. Für das erste Treffen unter dem Motto „Geschenke“ wird eine Aktion geplant, bei der die Familien aus Salzteig Christbaumschmuck, Geschenkanhänger oder anderes für ihre Liebsten basteln . Der Einladung folgen 3 Familien, zu denen Familie Thiessen bereits enge Kontakte pflegt.
Eine weitere Familie kommt dazu, die auf die Hauskirche über die Webseite aufmerksam geworden ist, einfach weil sie auf der Suche nach anderen christlichen Familien waren, um Spielkameraden für ihre Kinder zu finden. Das offene Konzept erweist sich auch für sie als perfekt, um alle kennenzulernen. Lustigerweise sind unter den anwesenden Familien zwei, die in ihrer direkten Nachbarschaft leben. Bisher kannten sie sich nur vom sehen. Erst durch das Hauskirchen-Treffen wurde der Kontakt enger. Es ist so schön zu sehen, wie Gott vorbereitet und Begegnungen verknüpft.
Ein guter Geist…
Am Ende hätte Familie Thiessen sogar noch mehr Nachbarn einladen können, aber das Haus war mit 6 Familien samt Kindern bereits gut gefüllt. Außer der Bastelaktion, an der besonders die Mädels und Mamis Spaß hatten, braucht es gar kein „besonderes“ Programm mehr. Gott kümmert sich um den Rest. Gegen Ende des Abends werden die Gespräche immer tiefsinniger und plötzlich drehen sich viele davon wie von selbst um Glaube, Kirche und Christ sein und das ohne Andacht, Gebet oder sonstiges. Allein die Info „wir treffen uns als Hauskirche“ genügte.
Am Ende des Abends sind viele, die Kirche nur als großes Gebäude kennen, total erstaunt: „Ich wusste gar nicht, dass Christ sein so aussehen kann!“ oder „Man merkt irgendwie, dass hier ein guter Geist ist“, sind nur zwei der Reaktionen, die auch das Leitungsteam total erstaunen. Nie hätten sie erwartet, dass Gott diesen ersten Abend so nutzen würde und vor allem so viel tun würde.
Bei den nächsten Abenden wollen alle wieder dabei sein und einige sind neugierig auf „mehr“ geworden. Das Leitungsteam durfte erleben, dass es manchmal nicht viel braucht, damit die Stadt aufblüht. Alle sind gespannt, was sich hier noch entwickeln wird. Gerade fühlt es sich an, wie der Anfang von etwas Großem…