Kirche am Start unterstützt die Tafel Offenbach von Anfang an. Was durch den Einsatz Vieler möglich war, verdient jetzt einen Bericht. Die Situation der vergangenen Wochen führte nicht wie zu erwarten zur Schließung der Tafel und hungernden Familien, sondern durch einen Kraftakt zur Versorgung von mehr als 100 Familien.
Aber von Anfang an: Mitte März wurde innerhalb kürzester Zeit klar, dass der Standort der Tafel in der Kraftstraße trotz Einhaltung aller Maßnahmen der Corona-Pandemie nicht gehalten werden konnte. Am letzten Tag vor der Schließung des ersten von zwei Tafel-Standorte war die Situation frustrierend: Die Tafel Offenbach solidarisiert sich seit Jahren mit hoher Wertschätzung durch die Leiterin Christine Sparr und ihren ehrenamtlichen Helfern auf freundschaftlichste Art mit den Besuchern. Die ehrenamtlichen Mitarbeiter, i. d. R. selbst ehemalige Besucher bezeichnen die Tafel als ihre Familie. Für die Besucher ist die Tafel weit mehr als ein wöchentlicher Termin, der ihre existenzielle Versorgung sichert.
Den Hilfesuchenden in einer bedrohlichen Zeit voll Unsicherheit und existenzieller Angst mitteilen zu müssen, dass die Tafel Offenbach jetzt nicht mehr für sie da sein kann, war unerträgliche. Alle Mitarbeiter der Tafel führen persönliche Gespräche, kennen die Schwierigkeiten der Besucher aus nächster Nähe, sind Vertraute und spüren gerade jetzt die eigene Verantwortlichkeit der notwendigen Hilfe. Die Information der Schließung ließ Besucher fragen: „Und was sollen wir jetzt essen?“ Eine Antwort hatten wir nicht.
Unerträglich auch für Christine Sparr, die schon seit Wochen feststellen musste, dass immer weniger Lebensmittel aus den Märkten kam. Auch an diesem letzten Tag konnten die mitgebrachten Tüten der Familien mit kleinen Kindern, Hilfesuchenden und Senioren nur zum Teil gefüllt werden.
Dem Mut von Frau Sparr ist die schnelle Entscheidung zu verdanken, dass ein Notdienst am zweiten Standort in der Neusalzer Straße für Alle solange existiert, bis die letzten Lebensmittel aus dem Lager der Tafel vollständig aufgebraucht sind. In zwei bis drei Wochen kann die Tafel demnach nichts weiter tun, selbst wenn sie wollte. Wer die mutige Leiterin der Tafel kennt, erlebte sie nun nachdenklich.
Durch die sog. Hamsterkäufe kamen keine überschüssigen Lebensmittel mehr aus den Märkten. Die meisten ehrenamtlichen Mitarbeiter, darunter auch die Fahrer mussten ihr Ehrenamt niederlegen: Sie selbst gehörten zur Risikogruppe. Hier war ein Punkt erreicht, an dem Kirche am Start aktiv werden musste: KaS unterstützt die Tafel als Partner nicht nur finanziell, sondern auch durch die Unterstützung des gemeinnützigen Tafel-Weihnachtsmarktes, bei der wöchentlichen Ausgabe oder durch wichtige Gespräche mit den Besuchern vor Ort durch den Dienst von MainAnker. So ist KaS entscheidend an der familiären Atmosphäre vor Ort, der Sorge um die Belange der Besucher und der Begleitung Einzelner durch die MainAnker Sprechstunde im Einsatz. Niemand muss alleine kämpfen!
Der Ansatz konnte nur sein: Die Tafel für Alle – Alle für die Tafel! Und so sorgte ein Video am 26. März für die Wende:
Was dann geschah, war für alle Mitarbeiter der Tafel unvorstellbar: In den Tagen nach dem Video und unmittelbar vor der unsicheren Versorgung durch den Notdienst, brachten Menschen nicht nur Extratüten, ganze Wäschekörbe voll von gekauften Lebensmitteln. Viele teilten das Video in den sozialen Medien und engagierten sich aus freien Stücken. Am Tag vor der Ausgabe konnten die vielen Lebensmittel der unzähligen Menschen nur unkontrolliert übereinander geschüttet werden. Schlagartig wurde Jedem klar: Wir schaffen das! Es ist tatsächlich möglich. Neben vielen OffenbacherInnen, folgten auch mehrere Organisationen dem Aufruf, wie z. B. das Freiwilligenzentrum Offenbach e. V., Jumpers gGmbH oder die FeG Offenbach.
Ein Aufatmen und eine Trendwende zugleich: „Jetzt erst recht!“ wurde zum Motto ausgerufen. Einen Monat lang sorgte die Solidarisierung mithilfe der Extraeinkäufe nicht nur für die Sicherstellung der Versorgung sonst hungernden Familien, ebenso zur unerwarteten Ermutigung und Aufrichtung der Tafel, sowie zu Nachahmern zusätzlicher Initiativen.
Christine Sparr: „Ich bin so dankbar für Alles! Ich war wirklich überrascht von der Hilfsbereitschaft nach dem Videoaufruf von Kirche am Start! Mich hat so gefreut, dass viele Menschen trotz der schweren Situation geholfen haben. Die Solidarisierung und das Hinsehen waren unglaublich!“
Die Geschichte geht weiter: Mittlerweile haben viele neue ehrenamtliche Helfer dafür gesorgt, dass die Tafel einen Lieferdienst anbietet und weitere Einrichtungen versorgen kann. Der Einsatz von jedem Einzelnen hat zur Entfaltung von weiterem Engagement geführt. Bis heute konnte jeder Besucher ausreichend versorgt werden.
„Dankeschön. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann. Ich bin Ihnen sehr dankbar!“
Auch die Hauskirchen von KaS versorgen auf liebevolle Weise Menschen vor Ort mit Lebensmitteln, beten, segnen und opfern Zeit. Ein starkes Zeichen voll Mut und Hingabe!
„Ich habe mich so sehr gefreut, sogar für den Kleinen was Süßes…soviel Essen, ich habe sogar geweint, wo ich ausgepackt hatte…“ schreibt eine alleinerziehende Mutter, schwanger mit dem zweiten Kind.
„Dankeschön. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann. Ich bin Ihnen sehr dankbar!“ eine Seniorin, getroffen von mehreren schweren Schicksalsschlägen.
Zurück bleibt Dankbarkeit, Stärke, Perspektive und Mut. Danke, dass du dich engagiert hast. Du hast einen Unterschied gemacht! Bitte bete für die Tafel, MainAnker und die Hauskirchen, die Woche für Woche im Einsatz sind.