1. Timotheus 2,1-4
Der erste Brief von Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus ist ein Brief in folgende Situation: Der Verfasser Paulus schreibt Timotheus in außerordentlicher Fürsorge. Schon im ersten Satz des Briefes bezeichnet Paulus den jungen Timotheus als „sein Kind im Glauben“, dem er Gnade, Barmherzigkeit und Friede durch Gott, den Vater zuspricht und Jesus als ihren gemeinsamen Herrn nennt. Timotheus kann die Ermutigung und Stärkung des Briefes gut brauchen, denn er befindet sich in einer sehr herausfordernden Situation: Die Gemeinden vor Ort, wie die aus Ephesus, stehen in der Gefahr eine zunehmend ungute Tendenz zu entwickeln: Das Ziel der Liebe aus reinem Herzen, gutem Gewissen und ehrlichem Glauben (1,5) verliert seinen Platz durch den Missbrauch alttestamentlicher Gesetze (1,7), der zunehmenden Wichtigkeit von Fabeln und Geschlechtsregistern (1,4), Eheverbote und Speisegesetze (4,3). Paulus erkennt die Ernsthaftigkeit: Durch den geänderten Fokus haben Einige schon „im Hinblick auf den Glauben Schiffbruch erlitten“ (1,18f). Timotheus weist er deshalb zum Ende des 1. Kapitels an, den Kampf des Glaubens aufzunehmen.
Kurzum: Die ersten Auswirkungen einer mächtigen und unguten Lehrströmung in den Gemeinden vor Ort, schaffen eine brenzlige Situation für den neu berufenen, verantwortlichen Timotheus als junger Mann. Der verlorengegangene Fokus soll mithilfe der Weisungen, mit denen Paulus Timotheus beauftragt, wieder zur einzigartigen Liebe führen, die nach wie vor durch das „Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes“ (1,11) zu einer Lehre führt, die gesund ist (1,11). Timotheus helfen in dieser extremen Situation nicht gut gemeinte Vorschläge. Timotheus benötigt konkrete Lösungsschritte – und zwar dringend.
Aber wie? „Zuallererst…“
Paulus weiß um die Extremsituation und beginnt im 2. Kapitel unmittelbar mit dem Allerwichtigsten. Umweglos spricht er durch eindeutige Anweisungen direkt in die Situation hinein und beginnt mit Priorität Nr. 1: „Zuallererst…“ oder auch „vor allen Dingen…“ (4,1). Erstaunlich: Das Gebet erhält die höchste Priorität! In dieser Extremsituation? Und vor allem für alle Menschen, insbesondere für die regierenden und Machthaber des Landes? Sollte nicht etwas dringend „getan“ werden? Im Gegenteil und bei diesem Gedanken fast ironisch: Paulus beginnt das Gebet in vier verschiedenen Formen darzustellen!
Flehen oder Bitten: Das Gute erbitten
Gebete: Eine Gebetsstätte für das Gebet zu Gott
Fürbitten: Für Jemanden Eintreten vor Gott
Danksagungen: Die Antwort an Gott, auf ein bereits empfangendes Geschenk aus Gnade, das ich nicht verdient habe
Welch außergewöhnliche Anweisung der dringendsten Sache vor allen anderen Dingen. Erstaunlicherweise für alle Menschen: Manch einer wird sich in Erinnerung an die Situation des Timotheus wundern und sich fragen, warum hier insbesondere das Gebet für alle Menschen, die Formen und das Gebet für die Regierenden und Machthaber des Landes Priorität hat. Paulus liebt „seinem Sohn“ Timotheus – instrumentalisieren würde Paulus ihn in gar keinem Fall!
Paulus spricht an dieser Stelle ausschließlich vom Gebet für Andere: Von diesen allen Menschen: Sie sollen alle gerettet werden und Wahrheit erkennen (Vers 4). Welch wunderbare Aussage: Eine Gemeinde in einer verzwickten Situation ist Gott nicht zu schlecht, um sie daran zu beteiligen alle Menschen zu retten! Die Gebete für die Machthaber des Landes sollen zu einem beobachtbaren Lebensstils des Glaubens führen, mit dem Gott öffentlich verehrt wird (Vers 2). Es ist der „Retter-Gott“! (Vers 3). Es scheint, als fände Paulus zum eigentlichen Fokus zurück. Er nutzt in direkter Weise die Fragen Warum? Für Wen? und Wie? – und bahnt damit einen Weg zur Erneuerung.
„Zuallererst“ Gebet für Andere: Gott ist und bleibt der Retter-Gott. Gott beteiligt Menschen des Glaubens bedingungslos. Gott rückt sich selbst in den Mittelpunkt, schafft Klarheit, gibt Orientierung – nicht umsonst, aber aus geschenkter Gnade. Gott gibt in Extremsituationen Erkenntnis und neuen Fokus. Gott will retten: Was willst du?
Fragen zum Nachdenken
Mit welchem Fokus startest du deinen Tag, wenn du heute an den Retter-Gott denkst?
In welchen Gebetsformen möchtest du heute du heute Gott Nahe kommen?
Welche Bedeutung hat deine Beteiligung an Gottes Plan für diese Welt?