Matthäus 28,18-20
Manche von uns kennen diese Verse vielleicht unter dem Namen „Missionsbefehl“. Sie beginnen mit der Aussage „Jesus trat auf sie zu und sagte“. Was sich erstmal nicht besonders wichtig anhört, ist in Wirklichkeit eine große Sache: Jesus war nämlich vor wenigen Augenblicken noch tot gewesen. Er hatte seinen Jüngern ausrichten lassen, dass sie nach Galiläa vorausgehen sollten und er sie dort auf dem Berg treffen würde. Wie müssen sich die Jünger wohl in diesem Moment gefühlt haben? Ich stelle mir vor, wie ich als einer der Jünger dort auf diesem Berg stehe – vorfreudig, hoffnungsvoll, skeptisch, zweifelnd, vielleicht ungläubig, gespannt, ob Jesus tatsächlich kommen würde. Und tatsächlich, da ist er! Jesus! Der, der gerade noch tot war. Der, vor dessen Grab sie einen riesigen Stein gerollt hatten. Der, von dem ich dachte, dass er meine Hoffnungen weggenommen, meine Erwartungen völlig enttäuscht hätte. Jesus ist da, er ist wirklich auferstanden, er lebt! „Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt.“ Das sind sie also – die ersten Worte, die Jesus nach seiner Auferstehung zu seinen Jüngern spricht, und das letzte Gebot, das er ihnen gibt, bevor er in den Himmel aufgenommen wird. Diese Worte sind nicht einfach ein netter Zusatz in der Bibel, sie sind absolut zentral für das Leben der Nachfolge. Evangelisation – die Verkündigung der guten Botschaft – ist keine optionale Sache, sondern sollte ein Merkmal derer sein, die zu Jesus gehören.
Aber mal Hand aufs Herz: Evangelisation ist ein heikles Thema und oft mit Entmutigung oder Enttäuschung verbunden. Nicht wenige Christen haben in ihrem Leben Frusterfahrungen bei dem Versuch gemacht, anderen von Jesus zu erzählen. Und eigentlich möchte doch niemand abgelehnt oder zurückgewiesen werden, richtig? Gerade deshalb lassen wir uns häufig Ausreden einfallen, warum wir unseren Glauben nicht teilen: „Ich habe keine Zeit“; „die Leute in meinem Umfeld kennen das Evangelium bereits oder wollen es nicht hören“; „ich weiß nicht genug, ich fühle mich inadäquat“; „ich bin nicht so der Evangelist, das entspricht nicht meinen Gaben“… Die Masche des Satans ist uns einzureden, dass wir nicht genug Kraft haben, nicht genug Mut, nicht genug Glauben, dass wir nicht heilig genug sind, nicht fähig genug, nicht würdig genug. Aber die gute Nachricht ist: Jesus spricht mit seinen Worten nicht nur die Extrovertierten unter den Jüngern an. Er sagt zu ihnen absolut nichts über ihre Persönlichkeiten. Warum? Weil es nicht um bestimmte Persönlichkeiten oder Fähigkeiten geht. Stattdessen macht Jesus hier deutlich, dass alle das Evangelium verkündigen und zu Jüngern machen können, weil „alle Macht im Himmel und auf Erden“ ihm gegeben ist. Bei Evangelisation geht es nicht um uns, sondern um die Kraft und Autorität von Jesus, der in uns lebt. Er erwartet von all seinen Nachfolgern, dass sie das Evangelium teilen. Nicht, weil es ihre spezifische Gabe ist, sondern der Auftrag, den er ihnen gegeben hat. Wir kennen die gute Botschaft heute, weil normale Menschen wie du und ich vor rund 2000 Jahren diesem Auftrag treu waren. Jesus hatte einfache, kleine See-Genezareth-Fischer zu wahren Menschenfischern verwandelt. Und Jesus will dasselbe auch mit uns hier und heute tun. Und dabei gibt er uns die wunderbare Verheißung, dass er selbst für immer bei uns sein wird. Lasst uns mit diesem Zuspruch gemeinsam mutige Schritte wagen und dabei mit Gottes Handeln rechnen.
AMEN.
Fragen zum Nachdenken
In welchen Bereichen kann ich mutige Schritte gemäß dem Auftrag wagen?
Welcher Person kann ich heute von meinem Glauben erzählen?