Römer 5,1-5
Vor einigen Wochen las ich ein Zitat, das sich fest in meinen Kopf einbrannte. Der Autor Gary Thomas schreibt in einem seiner Bücher folgende Worte: „Bewerten wir doch lieber unsere Schwierigkeiten nach dem Potenzial, das in ihnen liegt, uns Christus ähnlicher zu machen.“ Wann habe ich meine Schwierigkeiten zum letzten Mal nach diesem Potenzial bewertet? Wann habe ich überhaupt jemals eine solche Perspektive auf meine Schwierigkeiten gehabt? Paulus schreibt in seinem Römerbrief in ähnlicher Weise über Bedrängnis und ihr Potenzial, Hoffnung zu stärken.
In Römer 5,1-5 betont er zunächst, dass jeder, der an Jesus glaubt, durch diesen Glauben gerecht gesprochen ist. Aus dieser Gerechtsprechung gehen für uns Gläubige nun drei verschiedene Früchte hervor: erstens Frieden mit Gott, den wir jetzt schon haben; zweitens Gnade, in der wir konstant stehen; drittens Teilhabe an Gottes Herrlichkeit, auf die wir hoffen dürfen. Frieden, Gnade, Herrlichkeit – und Bedrängnis? Paulus schreibt, dass wir uns nicht nur darüber freuen, dass wir zukünftig an Gottes Herrlichkeit teilhaben werden, sondern auch über die Nöte und Bedrängnisse, die wir jetzt durchmachen. An keiner Stelle der Bibel hat Jesus seinen Nachfolgern ein Leben ohne Bedrängnis und Schwierigkeiten versprochen. Im Gegenteil – Jesus sagt in Johannes 16,33: „In der Welt werdet ihr hart bedrängt.“ Bedrängnis ist also kein außerordentliches Erlebnis, sondern ein gewöhnliches Merkmal des Lebens als Christen in dieser Welt. Paulus weiß das. Er hat an eigenem Leib erfahren, was es bedeutet zu leiden, Schwierigkeiten durchzustehen. Paulus ist kein Romantiker, der die Augen vor dem Schmerz und dem Leid dieses Lebens verschließt. Aber er schreibt auch, dass die Schwierigkeiten dieses Lebens nicht im Widerspruch zu der Herrlichkeit stehen, die Gott uns schenken will und schenken wird. Wenn Paulus uns dazu auffordert, uns in den Schwierigkeiten zu freuen, meint er damit sicherlich nicht, dass wir uns über die Bedrängnisse an sich freuen sollen. Nein, vielmehr über die positiven Folgen der Schwierigkeiten – über das Potenzial, das in ihnen steckt. Die Verse 3 & 4 verdeutlichen uns drei Punkte:
Gott gebraucht Schwierigkeiten, um in uns Ausdauer und Standhaftigkeit zu produzieren.
Ohne Bedrängnis würde unsere Ausdauerfähigkeit nicht wachsen, denn ohne Bedrängnis gäbe es keinen Grund, Ausdauer zu haben.
Diese Ausdauer bringt Bewährung hervor
Die Qualität einer Person, welche auf die Probe gestellt wurde und durch diese erfolgreich hindurch gegangen ist.
Bewährung führt schließlich zur Hoffnung, zur Zuversicht auf die zukünftige Herrlichkeit.
Paulus endet in Vers 4 damit, dass Schwierigkeiten ultimativ zu Hoffnung führen: Genau wie Widerstand einem Muskel hilft, stärker zu werden, können Schwierigkeiten helfen, unsere Hoffnung zu stärken. Die Tatsache, dass Gott in uns am Werk ist und dass er uns durch Leiden hindurch verändert, gibt uns die Zuversicht, dass er diesen Job nicht aufgibt – bis er vollendet ist. Wenn er jetzt in uns arbeitet, um uns zu verändern, wird er uns mit Sicherheit auch zu unserem endgültigen Ziel führen: Herrlichkeit. Wir freuen uns nicht nur am Ende, sondern wir freuen uns auch jetzt schon auf dem Weg, der zu diesem Ende führt. Dabei motiviert uns die Größe der Hoffnung dazu, durchzustehen. Diese Hoffnung wird uns nicht enttäuschen. Vielmehr können wir uns durch Gottes Liebe, die in Jesus sichtbar wird, der Hoffnung sicher sein.
Amen!
Fragen zum Nachdenken
Wie kannst du in den nächsten Tagen deine Schwierigkeiten als Potenzial sehen, Christus ähnlicher zu werden?
In welchem Bereich musst du Gott bitten, dir eine neue Perspektive auf Bedrängnis zu schenken?
Für welche Situation musst du Gott um neue Ausdauer bitten?
Wie verändert die zukünftige Hoffnung deine gegenwärtige Bedrängnis? Wo kannst du Gott heute danken?