Johannes 15,1-8
„Intimität ist ein Zustand tiefster Vertrautheit“ – so die Definition Wikipedias. Jesus gebraucht in Johannes 15,1-8 das Bild des Weinstocks um Intimität mit Gott zu beschreiben. Er bezeichnet sich selbst als Weinstock und seine Nachfolger als Reben, die zu dem Weinstock gehören.
Intimität mit Gott bedeutet Ganzsein
Als Nachfolger Jesu sind wir eigenständige Wesen, aber nur in der Verbindung zu ihm erfüllen wir ultimativ unsere Bestimmung, sind wir vollständig, leben wir Ganzsein. Die Reben gehören zu dem Weinstock und können nur in Verbundenheit zu ihm leben, blühen, wachsen. In Vers 4 fordert Jesus seine Nachfolger mit einem klaren Imperativ auf: „Bleibt in mir und ich in euch!“ In Gemeinschaft mit Gott leben bedeutet ihn suchen, in seinem Wort lesen, im Gebet vor ihn treten, Zeit mit ihm verbringen. Keiner von uns würde die Beziehung zu einer Person – ob Ehemann, Ehefrau, beste Freundin oder Partner – als wirklich intim oder vertraut bezeichnen, wenn in dieser Beziehung keine Zeit miteinander verbracht werden würde, kein Austausch oder keine Kommunikation stattfinden würde, keine Nähe gesucht werden, keine Ehrlichkeit herrschen würde. Genauso ist es in unserer Beziehung mit Gott: Intimität – der Zustand tiefster Vertrautheit – entsteht nur dort, wo Zeit miteinander verbracht wird und ehrlicher Austausch stattfindet.
Intimität mit Gott ist die Grundlage eines fruchtbaren und erfüllten Lebens
Jesus fordert uns aus einem bestimmten Grund dazu auf, mit ihm verbunden zu bleiben: Zu ihm gehören bedeutet, Frucht zu bringen. Frucht bringen bedeutet, Jesus ähnlicher werden, von ihm verändert werden und nach den Früchten des Geistes, die in Galater 5,22-23 beschrieben sind, zu leben. Und dieses Fruchtbringen führt ultimativ zur Verherrlichung des Vaters. Ebenso wie die Rebe nur dann Frucht bringen kann, wenn sie mit dem Weinstock verbunden ist, können wir als Nachfolger Jesu nur dann ein wirklich fruchtbares und erfülltes Leben führen, wenn wir in Gemeinschaft mit ihm leben. Die Intimität mit Gott befähigt uns dazu, Frucht zu bringen. Warum? Weil Jesus die ultimative Quelle unserer Liebe, unserer Kraft, unserer Veränderung und unserer Freude ist. Deshalb sagt er auch in Vers 6: „Ohne mich könnt ihr nichts tun.“ Wir können nicht von uns aus Frucht bringen, wir können uns nicht selbst verändern. Intimität mit Gott ist die Grundlage eines fruchtbaren Lebens. Dabei geht es nicht darum, dass wir viel leisten müssen, um Intimität von uns aus zu schaffen. Vielmehr entsteht Intimität dann, wenn wir mit Gott verbunden sind.
Intimität und Hingabe bedürfen einander, damit Vertrauen entstehen kann
Vertrauen wächst in einer Beziehung dort, wo sich Intimität und Hingabe berühren. Um meinem Gegenüber vertrauen zu können, erfordert es neben Intimität ein Maß an Hingabe, Investition, Verpflichtung, die mir mein Gegenüber entgegenbringt. Gottes Maß an Hingabe ist ultimativ: Er hat uns zuerst geliebt (1. Joh 4,10). Er ist 100% hingegeben in seiner Beziehung zu uns. Er sehnt sich danach Gemeinschaft mit uns zu haben, intime Beziehung mit uns zu leben. So dürfen auch wir uns dazu entscheiden, nah an Gott zu bleiben – wie die Rebe am Weinstock. Was aus dieser Intimität und Hingabe erwächst ist unerkäuflich: Vertrauen. Vertrauen darauf, dass Gott mein Leben in der Hand hat; dass er treu ist; dass er es gut meint mit mir; dass er mich dazu befähigt, Frucht zu bringen.
Amen!